Zweitplatzierte im Cluster Chemie/Kunststoffe 2023: Fraunhofer Insitut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS

(v.l.) Dr. Michael Krause, Dr. René Feder, Prof. Dr. Thomas Höche, Georg Schusser | Bildnachweis: Tom Schulze

Linse mit Weitsicht

Verfahren ermöglicht neue Generation von Korrekturlinsen und optischen Strukturen

Gut ein Drittel aller Menschen ist kurzsichtig. Das ist vor allem deshalb besorgniserregend, weil die Zahl betroffener Kinder seit Jahren stark steigt und potentiell Folgeerkrankungen wie Netzhautablösung drohen. Herkömmliche Kinderbrillengläser korrigieren zwar das Sehvermögen, halten aber die Entwicklung der Myopie, so der Fachbegriff für Kurzsichtigkeit, nicht auf. Gegen das Fortschreiten der Sehschwäche können Mikrolinsen helfen, die zusätzlich auf das Brillenglas aufgebracht werden. Derzeit im Spritzgussverfahren hergestellt, sind sie auf dem Glas als Struktur klar erkennbar und in Form und Anordnung nicht individuell zugeschnitten. Ein Forscherteam des Fraunhofer Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle (Saale) verwendet nun erstmals Lasertechnik, um Polymer-Mikrolinsen sehr viel kleiner und flacher herzustellen. Damit sind die Linsen mit bloßem Auge auf dem Brillenglas nicht zu sehen und vor allem individuell an die Bedürfnisse der Kinder anpassbar, was den Therapieeffekt deutlich verstärken kann. Angesichts der Prognose, dass in absehbarer Zeit die halbe Weltbevölkerung von Myopie betroffen sein könnte, besteht hier dringender Bedarf. Darüber hinaus hat die zum Patent angemeldete Innovation das Zeug zu einer echten Universallösung für optische Mikrostrukturen – für Gleitsichtbrillen, kompakte Mikroskope, medizinische Optiken, Mikrokanäle für Life Sciences-Anwendungen oder unsichtbare Wasserzeichen für die Sicherheit von Medikamenten.