Sieger im Cluster Chemie/Kunststoffe 2016: Dätwyler Sealing Technologies Deutschland GmbH
Matthias Stender (Leiter Artikelentwicklung) – Dätwyler Sealing Technologies Deutschland GmbH | Bildnachweis: Tom Schulze
Gib ihnen Saures
Antimikrobiell wirkende Gummioberflächen verhindern die Ausbreitung von Bakterien, Viren und Pilzen.
Jährlich treten in Europa rund 1.8 Millionen Fälle von Krankenhausinfektionen durch multiresistente Keime auf. Um die Übertragung von Mikroorganismen zu verhindern, werden zunehmend keimtötende Oberflächen durch Beimischungen von Silber oder spezielle Beschichtungen eingesetzt. Diese Verfahren sind jedoch sehr teuer und die Wirkung nicht von langer Dauer.
Einen anderen Weg geht die Dätwyler Sealing Technologies Deutschland GmbH aus Waltershausen mit ihren antimikrobiell wirkenden Elastomeren. Die Innovation überträgt ein für Kunststoffe bekanntes Wirkprinzip erstmals auf elastische Gummis. Dabei wird der Gummimischung vor der Weiterverarbeitung eine geringe Menge spezifischer Metallionen beigemischt. Diese reagieren an der Oberfläche des Gummis mit Wasser aus der Luftfeuchtigkeit und bilden eine Übergangsmetallsäure. Deren Oxonium-Ionen sorgen für einen sauren pH-Wert der Oberfläche, wodurch eine antimikrobielle Barriere gegen Mikroorganismen entsteht. So können z.B. Griffe, Handläufe und Haltestangen in Krankenhäusern, Toiletten, Küchen und öffentlichen Verkehrsmitteln die Übertragung von Keimen unterbrechen. Die beigemischten Metallionen werden bei der Reaktion nicht verbraucht, was eine sehr lange Wirkdauer garantiert. Gleichzeitig wird die Wirkung nicht durch Schweiß und andere Umwelteinflüsse beeinträchtigt. Darüber hinaus ist die Innovation gegenüber bisherigen Verfahren wesentlich günstiger. Bis Ende 2016 soll die Technologie in den industriellen Maßstab überführt werden.